Die Welt der künstlichen Intelligenz entwickelt sich rasant und bringt immer wieder neue, faszinierende Möglichkeiten hervor. Eines der jüngsten Beispiele ist GPT-4o, ein Sprachmodell von OpenAI, das nicht nur Texte verstehen und generieren kann, sondern auch mit Bildern, Audio und Video umgehen kann. Doch kaum war GPT-4o der Öffentlichkeit vorgestellt worden, da tauchte auch schon die erste Kontroverse auf: Die Stimme von Scarlett Johansson.
Scarlett Johansson als „Sky“ bei GPT-4o?
OpenAI präsentierte kürzlich eine neue Stimmoption für GPT-4o namens „Sky“. Viele Beobachter bemerkten sofort die verblüffende Ähnlichkeit dieser Stimme mit der von Scarlett Johansson, insbesondere mit ihrer Sprechrolle in dem Film „Her“. Dort spielte sie ein KI-System, in das sich die Hauptfigur verliebt.
Die Schauspielerin selbst reagierte schockiert und verärgert. Scarlett Johansson gab an, dass OpenAI-CEO Sam Altman sie im September 2023 angefragt hatte, ob sie ihre Stimme für GPT-4o zur Verfügung stellen würde. Sie lehnte damals aus persönlichen Gründen ab. Umso überraschter war sie nun, als „Sky“ ihrer eigenen Stimme so täuschend ähnlich klang, dass selbst enge Freunde und Medien den Unterschied kaum ausmachen konnten.
Ereignis | Zeitpunkt |
---|---|
Altmans Anfrage an Johansson | September 2023 |
Johanssons Ablehnung | September 2023 |
Präsentation von „Sky“ | Mai 2024 |
Wie reagierten die Beteiligten?
- Johansson schaltete umgehend ihre Anwälte ein. Diese forderten von OpenAI Aufklärung darüber, wie die „Sky“-Stimme entwickelt wurde und ob dabei Aufnahmen von Johansson verwendet wurden.
- OpenAI beteuerte, dass die Stimme von einer anderen Schauspielerin stamme und nicht beabsichtigt gewesen sei, Johansson zu imitieren. Aus Respekt vor ihr habe man „Sky“ vorerst deaktiviert.
- Sam Altman entschuldigte sich bei Johansson für die Kommunikationspanne. Er dementierte aber, dass „Sky“ etwas mit ihr zu tun habe.
Worum geht es bei der Kontroverse?
Im Kern dreht sich die Debatte um zwei Aspekte:
- Persönlichkeitsrechte von Prominenten: Inwieweit dürfen deren Stimmen, Gesichter oder andere charakteristische Merkmale von KI-Systemen nachgeahmt werden? Gerade in Zeiten von Deepfakes ist das ein heikles Thema.
- Transparenz und Einverständnis: Johansson monierte zu Recht, dass die Öffentlichkeit ein Anrecht auf Klarheit hat, wie solche Stimmen entstehen. Nutzt ein Unternehmen Aufnahmen von realen Personen, braucht es dafür eine Einwilligung.
Scarlett Johansson ist nicht die Einzige, die sich Sorgen macht. Viele Schauspieler fürchten, dass täuschend echte KI-Stimmen und -Avatare ihnen die Jobs wegnehmen könnten. Die Gewerkschaft SAG-AFTRA in Hollywood streikt auch deswegen für klarere Regeln im Umgang mit KI.
Ethische und rechtliche Fragen zu KI-generierten Stimmen und Bildern
Der Fall von Scarlett Johansson und GPT-4o von OpenAI wirft ein Schlaglicht auf die komplexen ethischen und rechtlichen Fragen, die mit der rasanten Entwicklung von KI-Technologien einhergehen. Während täuschend echte Stimmen und Bilder faszinierende neue Möglichkeiten eröffnen, bergen sie auch erhebliche Risiken für die Persönlichkeitsrechte von Prominenten und die Transparenz im Umgang mit KI.
Persönlichkeitsrechte im Zeitalter von Deepfakes
Ein zentraler Aspekt ist der Schutz der Persönlichkeitsrechte von Prominenten. Inwieweit dürfen deren charakteristische Merkmale wie Stimme oder Aussehen ohne Einwilligung von KI-Systemen imitiert werden? Gerade in Zeiten von Deepfakes, die es ermöglichen, Menschen in kompromittierenden Situationen zu zeigen, in denen sie nie waren, ist das ein heikles Thema.
Transparenz und Einverständnis
Eng damit verbunden ist die Frage der Transparenz und des Einverständnisses. Johansson monierte zu Recht, dass die Öffentlichkeit ein Anrecht darauf hat zu erfahren, wie KI-generierte Stimmen und Bilder entstehen. Nutzt ein Unternehmen Aufnahmen realer Personen, braucht es dafür eine explizite Einwilligung.
Die EU geht hier mit gutem Beispiel voran. Der geplante AI Act sieht vor, dass
- Anbieter von KI-Systemen transparent machen müssen, wenn Inhalte künstlich erzeugt wurden
- Nutzer:innen der Einsatz von Emotionserkennungs- oder Biometriesystemen kenntlich gemacht werden muss
- Deepfakes als solche gekennzeichnet werden müssen
Diese Regeln schaffen Klarheit und stärken die Rechte von Betroffenen. Sie könnten zum weltweiten Standard werden.
Herausforderungen für Gesetzgeber und Gesellschaft
Trotz dieser Fortschritte bleiben viele Fragen offen. Die rasante Entwicklung der Technologie macht es für Gesetzgeber schwierig, Schritt zu halten. Zudem kollidieren Persönlichkeitsrechte oft mit anderen Grundrechten wie der Meinungs- und Kunstfreiheit.
Herausforderung | Beispiel |
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Tempo des technologischen Wandels | Jährlich kommen leistungsfähigere KI-Modelle auf den Markt |
Kollision mit anderen Grundrechten | Parodien und Kunstwerke nutzen Deepfakes für satirische Zwecke |
Internationale Regelungen | Unterschiedliche Gesetze erschweren globale Standards |
Es braucht also eine gesamtgesellschaftliche Debatte, um Risiken und Chancen von KI-generierten Inhalten auszuloten. Dabei müssen alle Stakeholder an einen Tisch:
- Betroffene wie Schauspieler:innen und Künstler:innen
- Technologieunternehmen und Startups
- Wissenschaft und Zivilgesellschaft
- Politiker:innen und Regulierungsbehörden
Nur im Dialog können wir Leitplanken entwickeln, die Persönlichkeitsrechte schützen und zugleich Innovationen ermöglichen. Denn eines ist klar: KI wird unser Leben in Zukunft noch viel stärker prägen. Umso wichtiger ist es, jetzt die Weichen richtig zu stellen.
KI revolutioniert die Unterhaltungsbranche: Fluch oder Segen?
Die Filmindustrie steht vor einem Umbruch. Künstliche Intelligenz (KI) dringt in immer mehr Bereiche der Produktion vor und verspricht eine Revolution des Filmemachens. Doch während die einen von grenzenloser Kreativität und Effizienz träumen, fürchten andere um ihre Jobs und die Seele des Kinos. Ist KI der Untergang Hollywoods oder der Beginn einer neuen Ära? Ein Blick auf die Möglichkeiten und Risiken.
Virtuelle Schauspieler und digitale Welten
Eines der spannendsten Potenziale von KI liegt in der Erschaffung virtueller Schauspieler und Welten. Mithilfe von Motion Capture und Deepfake-Technologie lassen sich täuschend echte digitale Doubles von Darstellern erstellen, die gefährliche Stunts übernehmen oder sogar verstorbene Legenden wiederauferstehen lassen können. Auch komplette Filmsets können per KI generiert werden, was Zeit und Kosten spart.
Anwendung | Beispiel |
---|---|
Digitale Doubles | Nachträgliches De-Aging von Schauspielern wie in „The Irishman“. |
Virtuelle Welten | Komplexe CGI-Umgebungen wie in „The Lord of the Rings“ |
Doch so faszinierend diese Möglichkeiten sind, so groß sind auch die Bedenken. Schauspieler fürchten um ihre Existenz, wenn sie durch KI-Avatare ersetzt werden können. Und auch die Frage nach den Rechten an dem generierten Material ist noch ungeklärt. Scarlett Johansson hat nun mit ihrem Veto gegen eine Stimme in GPT-4o die Debatte sicherlich nochmals ins Rampenlicht gerückt.
Drehbücher und Kreativität aus dem Computer
Auch im Bereich des Drehbuchschreibens mischt KI kräftig mit. Programme wie ChatGPT können auf Knopfdruck Plotideen, Dialoge und ganze Skripte ausspucken. Das spart Zeit und liefert Inspirationen, birgt aber auch Risiken. Denn KI kann nur aus bestehendem Material schöpfen und neigt zu Klischees und Wiederholungen.
Echte Kreativität und Originalität, wie sie menschliche Autoren an den Tag legen, bleibt Maschinen verwehrt. Dennoch nutzen immer mehr Filmemacher KI-Tools als Hilfsmittel, um ihre Ideen zu testen und weiterzuentwickeln.
Effizienz vs. Arbeitsplätze
Ein weiterer Vorteil von KI liegt in der Optimierung von Produktionsabläufen. Intelligente Algorithmen können beim Casting helfen, den Schnitt beschleunigen oder die perfekte Filmmusik komponieren. Das spart Zeit und Geld, bedroht aber auch zahlreiche Jobs in der Branche.
Gewerkschaften wie die SAG-AFTRA in den USA kämpfen daher für klare Regeln und Schutzmaßnahmen im Umgang mit KI. Es gilt, die Balance zu finden zwischen den Effizienzgewinnen und dem Erhalt von Arbeitsplätzen und fairen Bedingungen.
Fazit
Der Fall von Scarlett Johansson und GPT-4o zeigt exemplarisch, welche Fallstricke die rasante Entwicklung der KI-Technologie mit sich bringt. Es braucht dringend einen gesellschaftlichen Diskurs und einen rechtlichen Rahmen, um mit diesen Herausforderungen umzugehen. Denn so faszinierend die Möglichkeiten auch sind: Der Schutz der Persönlichkeitsrechte und die informationelle Selbstbestimmung dürfen nicht auf der Strecke bleiben.